Platinen ätzen mit der Direkt-Toner-Methode/Tonertransfermethode (Schweiz)

Nach vielen Fehlschlägen und viel vertaner Zeit mit über+unterbelichteten, über+unterentwickelten und untergeäzten Platinen sowie überalterten Chemikalien, habe ich es mit der Tonertransfermethode versucht und sogar feine SMD Bahnen sauber herausgeätzt.
Anstelle des gelobten Reichelt Katalog, habe ich den Katalog von Distrelec genommen.

Seite bedrucken:

Eine Seite mit scharfem Messer herausschneiden. Soweit so einfach.
Nicht vergessen gespiegelt auszudrucken.
Leider ist das Papier zu dünn für die meisten Drucker, so habe ich die Seite gefaltet und über der im Katalog enthaltenen Halbkartonseite gelegt. (Klebeband möchte ich nicht durch den Drucker ziehen)
Wenn es bündig aufliegt, klappt das wunderbar:


Aufbügeln:

Toner lässt sich mit Aceton wegwischen, also keine Gefahr für das Bügeleisen. (Erst Reinigen wenn es kalt ist !)
Die mit Aceton gereinigte, blanke Leiterplatte wird auf das Papier gelegt und mit Abdeckklebeband fixiert, umdrehen und Leseprobe machen, ob es auch richtig herum liegt.
Eingestellt zwischen "Wolle" und "Seide".
Das dauert ein paar Minuten, immer in kreisender Bewegung bleiben, aber nicht zu fest drücken.
Testweise kann man versuchen an einer Ecke das Papier abzuziehen, wenn es nicht haftet muss man nachbügeln.

Die Pads vom SMD SSOP-28 wurden scharf abgebildet.
(Wenn es nicht geklappt hat, wie hier Seitenverkehrt ist, Toner wegwischen und nochmal machen.)

Ablösen und ätzen:

Das Papier abziehen, den Rest ein paar Minuten ins Wasser legen und dann vorsichtig wegrubbeln, besonders auf Fasern achten über dünnen Leiterbahnen.
Der Toner ist sehr widerstandsfähig gegen Natriumpersulfat, da kann es auch stundenlang in der Lösung verbleiben ohne unterzuätzen !

Abschluss:

Bei Bedarf noch bohren und zusägen. (Bei allen Methoden die Leiterplatte nicht biegen, um keine Haarrisse zu produzieren!)
Die Tonerschicht entferne ich mit Aceton erst unmittelbar vor dem löten, damit das Kupfer möglichst lange geschützt bleibt.
Wenn dann die Schaltung funktioniert wie sie soll, besprühe ich die Kupferseite noch mit Polyurethanlack, dann sieht das toll aus und es schützt vor Feuchtigkeit und Berühren (ESD!).

(Der erste Versuch habe ich mit einer unterbelichteten Platte gemacht, das "recyceln" hat bis auf die Flecken auf Anhieb funktioniert)

Ergänzungen:

Verwendet habe ich einen alten Lexmark E210 (600 dpi) mit Originaltoner, maximale Tonerdichte (clevererweise kann der Benutzer das einstellen) und die Einstellung "Vorgedrucktes Papier".
Um Chemikalien zu sparen und die Umwelt zu schonen, bitte nur sowenig Kupfer wie möglich wegäzten, ein isolierender Bereich um die Leiterbahn reicht völlig und die grosse Massefläche hat auch Schutz- und Abschirmfunktion.

Andere Seiten beschreiben noch weitere Verfahrensschritte, wie einbrennen des Toners auf dem Bügeleisen, verzinnen der Platine und das aufwendigere Herstellen von zweiseitigen Platinen.

Photopapier und 1200 dpi:

Leider stossen die 600x600 dpi bei SMD an die Grenzen, da muss ein Oki mit 1200x1200 dpi ran, ebenfalls mit Originaltoner. (Vorsicht, es gibt auch Drucker die nur in einer Richtung volle Auflösung haben, z.B. 1200x600)
Sehr gute Ergebnisse habe mit "Avery Zweckform Premium Laser Photo Paper 2598Z" erzielt:

(Nach den ätzen, Teile des glänzenden Papiers haften noch)
Dabei hilft es, die Kupferschicht vorher mit 400er Schleifpapier etwas aufzurauhen.